Ist doch ganz normal, eins hat doch normalerweise kein Gefühl oder Emotion für Geschlecht, oder …oder?

  • SomeLemmyUser
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    6 days ago

    Mein Geschlecht: Ich fühl mich nicht falsch oder komisch wenn ich in den Spiegel schaue und alles andere was mit Geschlecht assoziiert wird/als typisch männlich/typisch weiblich gilt find ich bescheuert.

    Ist in der heutigen identitätspolitischen Landschaft vlt. Ein Minderheits- bzw. Veralteter take, aber ich bin fest davon überzeugt, dass würden wir in einer völlig gleich berechtigten Gesellschaft leben es außerhalb des biologischen so gut wie keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen und allem dazwischen und außerhalb gäbe. Glaube kaum dass unser Kleidungsstil, unsere Jobwahl, unsere Hobbys und was sonst alles noch so gesellschaftlich einem Geschlecht zugeordnet wird maßgeblich davon abhängt wie wir geboren wurden sondern hauptsächlich davon in welcher Welt wir aufwachsen.

    Die Varianz zwischen einzelnen Personen ist ja jetzt in der patriarchalen Gesellschaft schon VIEL VIEL größer, als die Varianz zwischen den Geschlechtern.

    Klar hat man immer ein paar gesellschaftliche Implikationen von Anatomie (Kinder austragen, Physiologie, Hormone etc. PP.) aber die sind eben super klein im Vergleich zu den Implikationen die durch hunderte Jahre gesellschaftliche Trennung, Unterdrückung und so entstehen.

    Mag sein dass dies ein ungebildeter take ist, den man nur aus der Position des privilegierten Geschlechts machen kann, aber ich würde sagen kein Gefühl bezüglich des eigenen Geschlechts zu haben sondern eher eins gegenüber den gesellschaftlichen Cliches die damit assoziiert sind ist nicht komisch sondern der Normalzustand.

    Bin aber sicher auch nicht die allwissende Müllhalde und lasse mich hier auch gerne eines besseren belehren.

    EDIT: Um das nochmal klar zu sagen: jede Selbstbeschreibung und Selbstwahrnehmung ist valide, jeder der sich unabhängig von Biologie als männlich, weiblich oder tetwas dazwischen oder außerhalb wahrnimmt hat die absolute Freiheit und das recht dies zu tun und ich erkenne diese Position an und respektiere sie. Nur für mich persönlich ergibt es mehr Sinn gegen Rollenbilder im allgemeinen zu Kämpfen, wenn sie nicht zu meinem Verständnis von Rollen passen, als mich anderen Rollen zuzuordnen. Ist aber eben auch leicht als männlich gelesener Mensch, der da halt Priviligiert ist.

    • federal reverse
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      6 days ago

      [Dinge, die ich als hetero-cis-Typ sage folgend…]

      Ich stimme dir zu, dass es insgesamt sinnvoll ist, das Geschlecht nicht dauernd in den Vordergrund zu stellen. Es ist aber einerseits sehr menschlich, sich Gruppen zugehörig fühlen zu wollen (und ich glaub auch, bin aber kein Biologe, dass unsere Interessen zumindest teilweise auch hormonell gesteuert sind). Andererseits muss man irgendwie geschlechterbasierte Diskriminierung beschreiben und angehen können und dabei dürften Kategorien helfen.

      Und wir sollten auch das biologische Geschlecht eher als Raum, denn als binär Auswahl zwischen zwei Punkten sehen. Das macht es erst mal komplizierter, aber darin kann m.E. auch eine Chance für z.B. die Medizin liegen. Nicht jede Person mit XX-Chromosomenpaar ist fruchtbar, etc.

      • SomeLemmyUser
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        86 days ago

        Sich Gruppen zugehörig fühlen zu wollen ist durchaus menschlich, nur diese ans biologische Geschlecht zu küpfen nicht unbedingt smart.

        Z.B fühle ich mich der Gruppe der Langhaartragenden zugehörig, was zur Zeiten des alten Testaments durchaus als männlich galt, zu Zeiten des neuen als weiblich, zu Zeiten des Kolonialismus wieder als männlich, zu Zeiten des NS wieder als weiblich, in der moderne wandelt es sich wieder dazu bei beiden Geschlechtern akzeptiert zu werden.

        Ich fühle mich nicht der Gruppe der Reitenden zugehörig, was früher Frauen verboten war und als rein männliches Interesse galt, derzeit aber als primär weibliches Interesse verstanden wird

        Auch fühle ich mich nicht der Gruppe der Fußballspielenden zugehörig, was früher sowohl als weibliches als auch als männliches Interesse galt, dann als rein männliches Interesse, welches Frauen sogar verboten wurde, jetzt wieder mehr als sowohl männliches als auch weibliches, wenn auch die Zuordnung eher männlich bleibt.

        Ähnliches gilt für Röcke, hohes Körpergewicht, Poesie, uvm.

        Interessen wie Hobbys oder Kleidungsstil sind einfach viel zu komplexe gesellschaftliche Phenomene um durch unser biologisches Geschlecht vorausbestimmt zu sein.

        Klar hat deine DNA und hormonelle und körperliche Beschaffenheit auch einen kleinen Einfluss darauf, aber die Unterschiede zwischen einzelnen Menschen und gesellschaftlichen Normen sind einfach VIEL relevanter dafür, als die von biologischen Geschlechtern.